Im Februar 2005 trat Anne Marie Schmid die schwierige Mission an, bei heiklen Mieterangelegenheit Hilfestellung zu bieten: Oft mit Erfolg, manchmal blieb der Frust.
«Nicht in fremde Händel einmischen», so lautete der gut gemeinte Rat der Mutter von Anne Marie Schmid. Letztere wählte dennoch einen beruflichen Weg, auf dem sie oft in menschliche Abgründe blicken musste oder mit tragischen Geschichten konfrontiert wurde. Hauptberuflich betreute die ausgebildete Kunsttherapeutin und Mediatorin vor allem Menschen mit Krebsleiden auf deren schwierigem Lebensweg.
2005 suchte die EBG nach einer neuen Mieterbetreuerin und wurde so auf Anne Marie Schmid aufmerksam. Als langjährige Mieterin war sie mit der Situation im Geissenstein vertraut, hatte aber dennoch den notwendigen Abstand, um bei Mieterangelegenheiten neutral vermitteln zu können. Die Mieterbetreuerin war stets bestrebt, die nötige Distanz zu wahren: «Man ist heute sehr schnell per Du, verliert damit aber oft den Respekt vor dem Gegenüber. Das finde ich schade.»
Recht? Rechthaberei? Gerechtigkeit? Wer die Aufgabe hat bei Streitigkeiten zu schlichten, schafft sich meist nicht zwei neue Freunde, denn in den meisten Fällen müssen beide Seiten Zugeständnisse machen. Anne Marie Schmid musste abwägen, Konsens suchen und primär vermitteln. Und vor allem: Nicht wer zuerst reklamiert, ist automatisch in der besseren Position.
Vielfach ging es beim vermeintlichen Streitpunkt wie «Waschküche» um etwas ganz Anderes: Um verborgene Konflikte, die nicht offen angesprochen wurden. Oft konnte Anne Marie Schmid Konflikte nachhaltig lösen oder in schwierigen Lebenssituationen Unterstützung bieten.
In guter Erinnerung bleiben die Gratulationsbesuche bei hochbetagten Mietern, die gerne aus alten Zeiten im Geissenstein berichteten. Weniger gerne mag sie sich an Episoden erinnern, bei denen sie auf auseinanderdriftende Weltanschauungen traf – so zum Beispiel beim Auftrag, in den Treppenhäusern feuerpolizeiliche Vorgaben durchzusetzen.
«Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann», so lautet eine andere Weisheit. Aufsichtsrat und Geschäftsstelle der EBG danken Anne Marie, dass sie es trotzdem versucht hat: Geniesse nun die zusätzliche freie Zeit auf deinen Reisen, deinen Velotouren und im Kreise deiner Familie.