In den Medien ist kaum etwas darüber zu lesen, als sich das Frauen-Viererteam mit Elena Fischer an der WM in Basel die Goldmedaille holt.
Dunkel und kalt ist es draussen, als wir uns zu einem Interview in der Wohnung ihrer Eltern treffen. Elena, die sympathische 23-jährige Spitzensportlerin, sitzt mir gegenüber. Bescheiden erzählt sie von ihrem erfolgreichen Weg, der sie vom Teenager als Einradfahrerin bis zur Weltspitze im Kunstradfahren geführt hat. Im Dezember 2019 gewinnt sie mit dem Baarer Kunstradteam die WM Goldmedaille. Trotz 2000 Zuschauern ist es eine Randsportart, die sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit hart erarbeiten muss. Kunstradfahren hat seinen Ursprung in der Zirkuswelt. Akrobatisches Können, Kraft, Gleichgewichtssinn, Koordinationsfähigkeit und eine hohe Präsenz sind Voraussetzungen, damit eine Kür funktionieren kann. Was so elegant und flüssig daherkommt, ist mit hartem Training und viel Ausdauer verbunden.
Elena ist 12 Jahre alt, als sie durch ihre jüngere Schwester zum Einradfahren kommt. Eine Späteinsteigerin, die bereits nach einem Jahr zum Kunstrad wechselt und bald darauf ins Nachwuchskader berufen wird. Das heisst auch viel Zeit und Energie in Trainings zu investieren. Nebst der Erarbeitung einer neuen Kür und einigen organisatorischen Aufgaben, wird mindestens dreimal wöchentlich trainiert. Dazu kommen das tägliche Krafttraining, Wochenendwettkämpfe und Trainingslager. Ein Aufwand der sich aber lohnt!
Elena gewinnt mit ihren drei Kolleginnen 2019 die Schweizer Meisterschaft und erlangt dadurch die Qualifikation für die WM in Basel. Kurz vor der Meisterschaft dann der Alptraum einer jeden Sportlerin. Eine Teamkollegin liegt mit einer Lungenentzündung im Bett, Elena selber wird von einer Magen-Darm-Grippe geschwächt. Hier zeigt sich die mentale Kraft der Athletinnen. Trotz
krankheitsbedingter Trainingsausfälle beissen sich die vier Frauen durch und absolvieren die fünfminütige Kür an der WM. Der Druck zu gewinnen wird dabei zweitrangig. Dann die grosse Überraschung. Sie schaffen es auf das Podest – ja holen sich gar die Goldmedaille! Es ist das erste Mal, dass eine Baarer Formation an der WM starten kann und die starke deutsche Konkurrenz schlägt! Elena braucht einige Zeit, um diesen Erfolg zu realisieren. Ein Gewinn in diesem Ausmass bedeutet jedoch nicht nur eine Medaille, es sind vielmehr auch wertvolle Kompetenzen, die auf dem Weg dorthin erarbeitet werden und in Alltag und Beruf eingesetzt werden können: Teamfähigkeit, Konflikt- und Kritikfähigkeit, Ausdauer und mentale Stärke. Herzliche Gratulation!
Interview Marlis Notter