Rund 18 beheizte Räume werden im Geissenstein als Ateliers, Büros oder Hobbyräume an Mitglieder der EBG vermietet. In diesen Räumen wird genäht, gewerkelt, gemalt oder Klienten beraten, gecoacht und behandelt. In einem dieser Ateliers an der Dorfstrasse trifft man auch Christian Frehner an.
Die künstlerische Begabung von Christian Frehner zeigte sich bereits in seiner Kindheit. Bei einem längeren Spitalaufenthalt im Alter von 11 Jahren greift er zu Stift und Papier und zeichnet, was er von seinem Bett aus zu sehen bekommt. Er beobachtet seine Umgebung, versucht diese genau wahrzunehmen und wiederzugeben.
Er ist fasziniert von Farben und Formen. Seine Neugier und seine feine Beobachtungsgabe helfen ihm, die Welt zu entdecken und Dinge einzuordnen. Nach der obligatorischen Schulzeit besucht er das Lehrerseminar mit dem Ziel, sich anschliessend an der Kunstgewerbeschule zum Zeichnungslehrer weiterzubilden. Heute arbeitet er zu 50 % als Lehrer für Gestaltung am Gymnasium in Engelberg, um daneben noch Zeit als freischaffender Künstler zu haben. Regelmässig nimmt er an Ausstellungen teil, erst kürzlich zeigte er seine Werke in Luzern und Giswil.
Christian ist vielseitig in seinem Ausdruck: Zeichnen, Malen, Fotografieren, je nachdem, wie er seine aktuellen Themen am besten umsetzen kann. Sich selber stellt er nicht gerne in den Vordergrund – lieber lässt er seine Bilder sprechen. Er freut sich, wenn sich jemand von ihnen berühren lässt, dadurch etwas auf eine neue Weise sehen und die eigenen Wahrnehmungsgrenzen überschreiten kann. Auf die Frage, warum er sich künstlerisch betätigt, antwortet er: «Weil ich es muss....!» Künstler zu sein, ist für ihn mehr als ein Beruf, es ist seine Berufung.
So nahe an seinem Wohnort gestalterisch tätig sein zu dürfen, ist für ihn ein Privileg. Die kostengünstige Miete des Raums hilft ihm, sich ein Atelier überhaupt leisten zu können, was in einer Stadt wie Luzern nicht mehr selbstverständlich ist. In einer Siedlung wie der EGB zu leben, hat für Christian auch einen ideellen Wert. Er sieht die Genossenschaft als Gemeinschaftswerk, welches Menschen verschiedener Generationen ermöglicht, auf qualitativ hohem Niveau preiswert zu wohnen. Es gibt hier keine Immobilienhändler die versuchen, auf Kosten der Mieter hohe Gewinne zu erwirtschaften.
Er geniesst die tolle Lage und den dörflichen Charakter des Quartiers. Schon als Kind haben ihn die alten Häuserreihen an der Dorfstrasse fasziniert. Dass er später einmal selbst da leben würde, konnte er sich damals noch nicht vorstellen!
Wenn Christian etwas ändern dürfte, würde er die vielen wild parkierten Autos vom Wohnbereich in den Untergrund verschieben. Fussgänger und Kinder in ihrem Spieldrang sollten klar Vorrang auf dem beschränkten freien Platz im Quartier haben! Vielleicht würde der Geissenstein dadurch ja noch etwas farbiger und lebendiger....
Eisenbahnersohn
Christian Frehner, 42, ist im Langensandquartier aufgewachsen. Sein Grossvater und sein Vater waren «Isebähnler» und schon früh Mitglied der EBG, wohnten selber jedoch nie im Geissenstein. Auch dank ihnen konnte Christian 2003 nach dem Abschluss seiner Ausbildung auf Anhieb eine kleine Zweizimmerwohnung im Quartier beziehen. Heute lebt er am Waldweg.
Interview: Marlis Notter